Projektinhalt

Angesichts einer zunehmenden grenzüberschreitenden Organisation von Unternehmen, Produktionsprozessen und Wertschöpfungsketten haben sich transnationale Strukturen, Instrumente und Praxen unternehmensbezogener Arbeitsbeziehungen im Zuge rechtlicher Vorgaben und freiwilliger Initiativen herausgebildet und seit Mitte der 1990er Jahre dynamisch entwickelt; angefangen von Europäischen Betriebsräten über SE-Betriebsräte und die Arbeitnehmerbeteiligung in SE-Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten bis hin zu Weltbetriebsräten oder transnationalen Unternehmensvereinbarungen.

Die Arbeitgeberseite ist ein Schlüsselakteur dieser Entwicklung. Sie ist einerseits an rechtliche Vorgaben und darauf fußende interessenvertretungspolitische Praktiken (EBR, SE-Betriebsrat, SE-Aufsichts-bzw. Verwaltungsratsbeteiligung) gebunden und aufgefordert, mit diesen strukturell, prozedural und praktisch umzugehen. Und sie kann andererseits die rechtlichen Freiräume des transnationalen Raums dazu nutzen, durch mit der Arbeitnehmerseite ausgehandelte, unternehmensangepasste Lösungen die transnationalen Arbeitsbeziehungen jenseits rechtlicher Vorgaben nach eigenen Interessen zu gestalten.

Das Projektvorhaben widmet sich der Problemperzeption, Strategieentwicklung und Praxis der Arbeitgeberseite im Hinblick auf die Ausgestaltung dieser europäischen und globalen Ebene kollektiver Arbeitsbeziehungen.
Im Einzelnen wird der Zusammenhang von Transnationalisierung der Arbeitsbeziehungen und Managementhandeln in folgenden drei Dimensionen untersucht:

  1. Welche strategischen Überlegungen, Leitbilder, Motive und Interessenlagen leiten das Management bei der Entwicklung und Gestaltung grenzüberschreitender Unternehmensarbeitsbeziehungen?
  2. Inwiefern hat die transnationale Ebene der Arbeitsbeziehungen (Rück-)Wirkungen auf managementinterne Praktiken, Prozesse und Kompetenzverteilungen?
  3. Welche Rolle spielen branchenspezifische Charakteristika und Arbeitgeberverbände im Prozess der Transnationalisierung der Unternehmensarbeitsbeziehungen?

Den Kern der empirischen Erhebung bilden Falluntersuchungen der Herangehensweisen der Arbeitgeberseite an die Ausgestaltung transnationaler Arbeitsbeziehungen in zwölf Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Dabei wird die arbeitgeberseitige Ausgestaltung transnationaler Unternehmensarbeitsbeziehungen empirisch mittels Dokumentenanalysen und Sekundärauswertungen sowie insbesondere durch leitfadengestützte Interviews mit Vertreterinnen und -vertretern des zentralen Personalmanagements (die im Zentrum der Befragung stehen) und weiterer relevanter Managementbereiche (z.B. Geschäftsbereichs-, CSR- oder Standortmanagement) sowie mit EBR- und Arbeitgeberverbandsvertreterinnen und -vertretern erschlossen.