Projektinhalt

Die Konsequenzen neuer Unternehmens-, Beschäftigungs- und Arbeitsformen werden gegenwärtig in erster Linie noch unter dem Blickwinkel der Entgrenzung alter Strukturmuster diskutiert, sei es, dass damit verbundene neue Freiheiten betont werden, sei es als Negativszenario. Gefragt wird also nach den sozialen Folgen der im Kontext des Umbruchs von Arbeitsstrukturen allenthalben konstatierten Entgrenzungs-, Desintegrations- und Differenzierungstendenzen. Diese Perspektive sollte mit dem Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, erweitert werden um die Frage nach neuen Regeln der Sozial- und Systemintegration, die sich in den veränderten Erwerbsarbeitsverhältnissen herauszubilden beginnen. Das Vorhaben folgte einer doppelten Leithypothese: 1) Auf allen Ebenen, auf denen sich Entgrenzungstendenzen zeigen, lassen sich auch bereits die Ansatzpunkte und ersten Elemente (zum Teil auch alternativen Möglichkeiten) neuer Normierungen und Regulierungen – d. h. neuer Grenzen – von Erwerbsarbeit identifizieren. 2) Diese neuen Grenzen werden typischerweise von den Entwicklungen und Aushandlungsprozessen auf jeweils anderen Ebenen des übergreifenden Problemzusammenhangs der Neukonturierung von Arbeit und Organisation (mit)bestimmt. Gerade die heute anstehende genauere Bestimmung der Grenzen der Entgrenzung von Arbeit und Organisation hat deshalb auch eine entschiedene – interdisziplinär und international ausgerichtete – Entgrenzung der Arbeitsforschung zur Voraussetzung.

 

Das Kooperationsnetzwerk "Grenzen der Entgrenzung"   

  • Arbeitssoziologie: Prof. Dr. M. Schumann, PD. Dr. H. Wolf (SOFI)
  • Betriebswirtschaftslehre: Prof. Dr. J. Sydow (Freie Universität Berlin) 
  • Arbeitsrecht: Prof. Dr. T. Blanke (Universität Oldenburg)
  • Arbeitsmarktsoziologie/ Frauenforschung: Prof. Dr. K. Gottschall (Universität Bremen)
  • Arbeitspsychologie: Prof. Dr. B. Volmerg (Universität Bremen) 
  • Soziologie der industriellen Beziehungen: Prof. Dr. L. Pries (Universität Bochum)

+ Internationale Dimension (jeder Kooperationspartner bindet einen Kooperationspartner aus dem EU-Raum in das Netzwerk ein)

 

Projektkoordination:

PD Dr. Nicole Mayer-Ahuja
Soziologisches Forschungsinstitut e.V.
37085 Göttingen,
Friedländer Weg 31,
T.: (+49-551)522050,
FAX: ~ 5220588,
EMail: nicole.mayer-ahuja[at]sofi.uni-goettingen.de

PD Dr. Harald Wolf
Soziologisches Forschungsinstitut e.V.
37085 Göttingen,
Friedländer Weg 31,
T.: (+49-551)522050,
FAX: ~ 5220588,
EMail: harald.wolf[at]sofi.uni-goettingen.de

 

Grenzen der Entgrenzung von Arbeit - Notwendigkeit einer Neuformierung der Arbeitsforschung

Die Zukunft der Arbeit steht im Zeichen ökonomischer, technischer wie organisatorischer Entgrenzungstendenzen und von neuen sozialen, politischen wie individuellen Grenzziehungen zugleich. Bei der Erforschung dieser komplexen Doppelbewegung wird eine rein (teil-)disziplinbezogene Arbeitsforschung zunehmend selbst zur Erkenntnis- und Gestaltungsbarriere. An der deshalb notwendigen Neuformierung will das Vorhaben mitwirken, indem es - unter Beteiligung von Arbeitssoziologie, Betriebswirtschaftslehre, Frauenforschung und Arbeitsmarkt-/Erwerbssoziologie, Arbeitsrecht, Industrial-Relations-Forschung sowie Arbeitspsychologie - einen neuen Typus netzwerkförmiger, empirisch-interdisziplinärer Arbeitsforschung exemplarisch erprobt. Es geht um forschungsprozessorientierte Interdisziplinarität im Zugriff auf einen zukunftsweisenden Gegenstand: Sechs empirische, organisatorisch eng koordinierte Teilprojekte untersuchen die Entwicklungstendenzen von Arbeit im Trendsektor Neue Medien und Kulturindustrie auf verschiedenen, in Wechselwirkung stehenden Ebenen (Unternehmensorganisation, Erwerbsformen und Geschlechterarrangements, Arbeitsrecht, Interessenregulierung, Arbeitsorganisation, Arbeitsidentität), orientiert an gemeinsamen Leithypothesen sowie an den Leitbegriffen "Grenzen der Entgrenzung", "Autonomie" und "Bindung". Durch ein solches Konzept der empirisch-interdisziplinären Konzentration auf einen Trendsektor, in dem sich Zukunftsperspektiven vieler anderer Sektoren bereits heute konkret studieren lassen, bestehen gute Chancen, realistische Hinweise auf mögliche Modelle einer künftigen Arbeitswelt zu gewinnen und damit dazu beizutragen, dass Arbeitsforschung diagnose- und, in welchen engen Grenzen auch immer, prognosefähig bleibt. Um die enge inhaltliche wie organisatorische Abstimmung der Projektarbeiten sowie deren frühzeitige Verzahnung mit einem praxisgerechten Transfer der Ergebnisse sicher zu stellen, kommen - neben der Koordinierungsaktivität des Leitprojekts, mehreren Workshops und einem intensiven internationalen wie nationalen Erfahrungsaustausch - auch neue Formen des webgestützten Forschens und der Projektpräsentation über das Internet zur Anwendung.