Neuerscheinung: „Die Zurückgelassenen. Subjektive Deutungsmuster von Statustrajektorien der Abwertung“
In der aktuellen Diskussion über Prozesse der gesellschaftlichen Polarisierung und Bedrohung des sozialen Zusammenhalts, wie sie sich im Aufstieg des Rechtspopulismus, dem Erstarken nationalistischer Appelle oder einem Rückgang des Demokratievertrauens manifestieren, wird intensiv über die Rolle des sozialen Status als möglichem Erklärungsfaktor für politische Einstellungen debattiert. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag in einer qualitativen Interviewstudie die Vielgestaltigkeit und Folgen des biographischen Deutungsmusters des „Zurückgelassenwerdens“. Im Zentrum steht die Frage, welche Bedeutung biographische Erfahrungsaufschichtungen und langfristige soziale Flugbahnen – sogenannte Statustrajektorien – für die aktuelle eigene Statusverortung und das Statuserleben haben.
Auf der Basis von 90 biographisch-narrativen Interviews zeigt der Beitrag anhand von drei typischen Kernfällen, wie ökonomische und kulturelle Abwertungserfahrungen je nach Statusverlauf und Ressourcen subjektiv erlebt und gedeutet werden. Zudem wird beleuchtet, welche reflexive gesellschaftliche Selbstverortung die Befragten mit Blick auf die sie abwertenden Statusgruppen und die hegemoniale Kultur vornehmen. Dabei lassen sich ein post-, ein anti- und ein nicht-hegemoniales Deutungs- und Verarbeitungsmuster des Zurückgelassenwerdens unterscheiden, mit dem jeweils eher konservative, konfliktäre oder alternativ-distanzierte gesellschaftspolitische Orientierungen einhergehen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Kartierung gesellschaftlicher Statuskämpfe den biographischen Statusverläufen und ihrer subjektiven Deutung konzeptionell und empirisch mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.
>> Zum Artikel im „Berliner Journal für Soziologie“ und kostenfreien Download: [Link]