COLLIN Kollaborative Innovationen - Die innerbetriebliche Nutzung externer Wissensbestände in vernetzten Entwicklungsprozessen
Projektinhalt
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) fördert im Rahmen des niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung das Verbundprojekt des SOFI und des Instituts für Sozialwissenschaften der Universität Oldenburg mit einer Laufzeit von drei Jahren. Das Projekt konzentriert sich auf zwei dynamische Hochtechnologiebranchen, den IT-Sektor und den Bereich der Erneuerbaren Energien. Vom SOFI werden die Fallstudien der IT-Branche bearbeitet.
Der Projektantrag wurde bis kurz vor seinem Tod maßgeblich von Prof. Volker Wittke konzipiert und verfasst. Bis zuletzt hat er uns mit seiner Kreativität und seiner Freude an der Arbeit mitgerissen und motiviert. Dass wir das Projekt nun ohne ihn beginnen müssen, macht uns die Lücke schmerzlich bewusst, die sein Tod hinterlässt. Wir sind ihm hierfür sehr dankbar, wie für die Jahre, die wir mit ihm zusammen arbeiten konnten und in der er unser Denken und Arbeiten geprägt hat.
Die Herausforderung kollaborativer Innovationsprozesse: Rekontextualisierung extern produzierten Wissens
Innovationsprozesse von Unternehmen können als zentral für die Entwicklungsdynamik gegenwärtiger Wissensgesellschaften angesehen werden. Zunehmend sind diese Innovationsprozesse dabei auf externes Wissen angewiesen. Wie Unternehmen den Zugriff auf externe Wissensbestände organisieren, wird damit zu einer zentralen Frage für den Erfolg von Innovationsprozessen. Allerdings steht die Nutzung extern erzeugten Wissens in innerbetrieblichen Innovationsprozessen vor der Herausforderung, dass Wissen durch implizite und oft auch nicht intendierte Elemente der Wissensproduktion an seinen sozialen Erzeugungskontext gebunden ist. Hierzu zählen geteilte Annahmen, Hintergrundwissen, Sichtweisen, Einschätzungen und Routinen der Wissen produzierenden Akteure, die an den spezifischen Kontext der Organisation gebunden sind, innerhalb derer das Wissen produziert wird. Soll das Wissen in einem anderen als dem Erzeugungskontext genutzt und weiterentwickelt werden, ergibt sich somit ein spezifisches Rekontextualisierungsproblem der innerbetrieblichen Verwendung externen Wissens. Unternehmen können sich nicht darauf beschränken, externe Wissensbestände einfach zu integrieren, sondern müssen versuchen, unterschiedliche Erzeugungsstrukturen zu verknüpfen oder auszutarieren. Innerbetriebliche Innovationsprozesse müssen – so die Ausgangsthese des Projektes- so organisiert werden, das sie Unternehmens- und Kontextübergreifende Kollaboration ermöglichen, in denen diese Form der Adaption möglich ist.
Die Kernthese des Projektes ist, dass die aus dem Rekontextualisierungsproblem für die betriebliche Organisation resultierenden Problemlagen (und mögliche Lösungswege) in Abhängigkeit von der jeweils gewählten Governance-Form des Zugriffs auf exernes Wissen variiert. Denn mit der Form der Governance des Zugriffs – Markt (Kauf von Wissens), Hierarchie (Kauf von Unternehmen), Netzwerk oder Community - variieren wesentliche Rahmenbedingungen für den innerbetrieblichen Prozess der Rekontextualisierung. Hierbei lassen sich zwei Dimensionen unterscheiden: zum einen unterscheiden sich die Governanceformen dahingehend, ob sich der Zugriff ausschließlich auf erzeugte Wissensbestände (Markt, Community) oder auch auf den Erzeugungskontext des Wissens bezieht (Hierarchie, Netzwerk). Zum anderen variiert auch die Verwendungsmöglichkeit bzw. die Exklusivität des externen Wissens zwischen den Governanceformen.
Forschungsfrage: Governancespezifische Umgangsweisen der Unternehmen mit den Herausforderungen kollaborativer Innovationsprozesse
Unsere These ist, dass sich aus diesen governancespezifisch unterschiedlichen Möglichkeiten und Herausforderungen unterschiedliche Problemlagen ergeben, mit denen Unternehmen in kollaborativen Innovationsprozessen umzugehen haben. Gleichzeitig entwickeln die Unternehmen auch – so die Vermutung – durchaus unterschiedliche Umgangsweisen mit diesen Problemen, die sich keineswegs bereits aus den Governaceformen ableiten ließen. Wir gehen davon aus, dass die Herausforderungen der innerbetrieblichen Nutzung zwar mit der Governanceform des Zugriffs variieren, die betrieblichen Umgangsweise jedoch nicht durch die Governanceforen determiniert werden. Die Entscheidungen der Unternehmen und der externen Wissenproduzenten wie sie mit diesen Problemen umgehen, erwachsen – so unsere Annahme – aus der Abwägung unterschiedlicher Pro- und Contra-Überlegungen, die typisch sind für kollaborative Innovationsprozesse. Sie sollen auf der Basis intensiver empirischer Fallstudien analysiert werden. Die Fallstudien zielen darauf ab, die Problemlagen und betrieblichen Umgangsformen in Abhängigkeit von der Governanceform des Zugriffs auf externes Wissen in unterschiedlichen Branchen zu analysieren.
Die zentrale Fragestellung des Projektes ist, wie im Rahmen betrieblicher Innovationsprozesse der Zugriff auf externes Wissen organisiert wird und mit welchen Herausforderungen und Problemen die jeweils gewählte Zugriffsform einhergeht. In welchen Fällen nutzen Unternehmen welche Governance-Formen und wie gehen sie mit den jeweiligen Stärken und Schwächen der entsprechenden Kollaborationsformen um? Und wie gelingt es, extern generierte Wissensbestände innerbetrieblich zu nutzen – vor allem, wenn die Hervorbringung und Verbreitung dieses Wissens an Logiken orientiert ist, die sich erheblich von wirtschaftlichen und unternehmerischen Erwägungen unterscheiden?