Projektinhalt

Das Projekt zielt auf ein besseres Verständnis der sozio-ökonomischen Entwicklung in den Seehäfen und des Wandels der Akteurskonstellationen und Governancestrukturen. Die Vorzeichen des Hafenwettbewerbs haben sich in den letzten zehn Jahren deutlich verändert:

  • Bereits seit längerem sehen sich die Häfen mit wachsenden Anforderungen an eine Einbettung in global organisierte Lieferketten konfrontiert, denen die Akteure im Hafenwettbewerb gerecht werden müssen. In der Folge globalisieren sich die deutschen Hafenwirtschaftsunternehmen, und in Form globaler Hafenwirtschaftskonzerne drängen neue Akteure auf den heimischen Markt.
  • Die Konzentrationsprozesse in der Seeschifffahrt und die fortschreitende Reorganisation der maritimen Prozesse schwächen die Verhandlungsposition der Häfen gegenüber den Reedereien. Für die Hafenwirtschaft steigen die Unsicherheiten über Verlauf und Umfang künftiger Güter- und Warenströme. Diese Unsicherheiten werden zudem durch die globale politische und ökonomische Entwicklung verstärkt.
  • Gleichzeitig versuchen internationale wie nationale Politikakteure in den letzten Jahren auf den Verlauf und die Steuerung der Güter- und Warenströme Einfluss zu nehmen. Zunehmend werden die Rahmenbedingungen des europäischen Hafenwettbewerbs von den nationalen und internationalen Hafenpolitiken mit dem Ziel beeinflusst, die bestehende Hafenhierarchie zu verändern.

Eine systematische Untersuchung darüber, wo die deutschen Seehäfen in diesem Umbruchprozess stehen, wie die hafenwirtschaftlichen Akteure in ihren Wettbewerbsstrategien darauf reagieren und welche Auswirkungen dies auf Arbeit und Beschäftigung in der Hafenwirtschaft hat, gibt es bislang nicht. 

Das Projekt führt Fallstudien in den großen deutschen Seehäfen durch und fragt danach, wie sich die zu beobachtende Veränderungsdynamik in diesen Häfen niederschlägt und welche Geschäftsmodelle und Strategien der globalen und lokalen Lieferkettenintegration die hafenwirtschaftlichen Akteure entwickeln. Ergänzend sollen Kurzfallstudien in ausgewählten europäischen Seehäfen durchgeführt werden. 

Die Untersuchung verspricht neue Erkenntnisse zur Hafenwirtschaft als einem relevanter werdenden, in der wissenschaftlichen Forschung aber unterbelichteten Knotenpunkt globaler Wertschöpfungsketten. Das Projekt wird im Rahmen der Forschungsförderung von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert und schließt an eine im Wesentlichen literaturbasierte Branchenanalyse zur Hafenwirtschaft an, deren Ergebnisse in der Edition der Hans-Böckler-Stiftung als eBook veröffentlicht wurden.