Projektinhalt

Die Expertise konzentriert sich auf die Prüfung, ob die Krise des dualen Systems der Berufsausbildung darauf zurückzuführen ist, daß seine ökonomischen und sozialen Bestandvoraussetzungen erodieren oder schon nicht mehr gegeben sind. Zu diesen Bestandsvoraussetzungen werden das pädagogische Konzept arbeitsintegrierten Lernens (dominantes Qualifikationsmerkmal: Erfahrung), der enggeführte Allokationsmechanismus eines internen Arbeitsmarktes (Zuordnung von Ausbildungsabsolventen zu betrieblichen Arbeitspositionen) sowie ein (moderat) hierarchisches, beruflich gefaßtes Modell der Arbeitsorganisation (qualifikationsspezifisch klar abgesteckte Kompetenzfelder und Aufgabenzuschnitte) gezählt. Unter Rückgriff auf neue wissenschaftliche Analysen der empirischen Arbeits-, Arbeitsmarkt- und Industriesoziologie zeigt die Expertise auf, wie weit dieser Erosionsprozeß fortgeschritten ist und entwickelt auf dieser Basis zwei berufsbildungspolitische Szenarien: Das Status-quo-Szenario schreibt die gegenwärtig erkennbare Rückbildung des dualen Systems fort (quantitative Reduzierung des Ausbildungsangebots, Rückfall auf die handwerklich-kleinbetriebliche Basis des dualen Systems). Das Transformations- oder Reformszenario sucht hingegen die Stärken des dualen Systems zu erhalten. Es plädiert daher zum einen für eine neue Finanzierungsregelung im Sinne einer Umlagefinanzierung, mahnt zum anderen eine Reform des gesamten Bildungssystems an, welche die institutionelle Abgrenzung von allgemeinbildendem Schul- und Berufsbildungsystem auflöst, so daß die duale Ausbildung nicht als Sackgasse beruflicher Entwicklung erlebt werden muß.