Projektinhalt

Hintergrund des Projektes ist die seit einer Reihe von Jahren geführte Debatte über Veränderungen von Unternehmensstrategien im Bereich der Arbeitspolitik. Mit Blick auf laufende gewerkschaftliche Diskussionen über die Notwendigkeit eigener arbeitspolitischer Initiativen wurden, im Vorfeld der im Frühjahr 2009 durchgeführten Automobilkonferenz sowie in Vorbereitung branchenpolitischer Initiativen, Expertengespräche mit Betriebsräten aus der Automobilindustrie (Endhersteller und Zulieferbetriebe) zur Frage der Entwicklungsdynamiken, Handlungsbedingungen und Gestaltungsoptionen betrieblicher Arbeitspolitik geführt.

Ziel dieses Kurzprojektes war es, (1) einen Überblick über die Relevanz unterschiedlicher arbeitspolitischer Problemlagen aus Sicht der betrieblichen Interessenvertretungen zu geben, (2) die Handlungsbedingungen und Handlungsmöglichkeiten dieses Mitbestimmungsakteurs mit Blick auf betriebliche Arbeitspolitik zu beleuchten und (3) Einblick in Prioritätensetzungen, Arbeitsweisen und Unterstützungsbedarfe der betrieblichen Interessenvertretung im Bereich Arbeitspolitik zu gewinnen.

Bei dem Vorhaben handelte es sich um ein exploratives Kurzprojekt auf der Basis von leitfadengestützten, problemorientierten Experteninterviews.

Ein zentraler Befund der Studie zur Entwicklungsdynamik von Arbeitspolitik lautet, dass die tiefgreifende Krise der Jahre 2008/2009 zwar das bestimmende Thema in den Betrieben war, die gesellschaftliche und politische Debatte über Risiken und Fehlentwicklungen einer finanzmarktdominierten Ökonomie bisher aber gleichwohl noch keine erkennbaren Effekte im Bereich betrieblicher Arbeitspolitiken hatte. Das Handeln der betrieblichen Akteure wurde dominiert von einer Kombination aus beschäftigungsstabilisierenden Kurzarbeitsregelungen mit der Nutzung bestehender Flexibilitätspuffer (Leiharbeit, Zeitkonten). Bestimmend für die zukünftigen Perspektiven von Arbeitspolitik blieben den Expertengesprächen mit Betriebsräten zufolge die bereits seit einigen Jahren dominierenden Einflussbedingungen wie die fortschreitende Globalisierung von Märkten und Produktionsstrukturen und der hieraus resultierende Standortwettbewerb. Die Entwicklung von Arbeits- und Organisationsstrukturen dürfte sich insofern auch zukünftig in einem Spannungsfeld bewegen. Einerseits ist ein verstärkter Kostendruck zu beobachten, gekoppelt mit Retaylorisierungs-, Standardisierungs- und Zentralisierungsprozessen. Andererseits besteht die Notwendigkeit, die Kompetenzen der Beschäftigten breiter zu entwickeln und zu nutzen sowie die betrieblichen und betriebsübergreifenden Kooperationstrukturen zu verbessern. Im Kontext derartiger Entwicklungen haben sich auch die Handlungsanforderungen an die betrieblichen Interessenvertretungen zunehmend erweitert, zugleich wächst das Bewusstsein, dass diese Prozesse mit Diskussionen über veränderte Rollenanforderungen und Arbeitsformen einhergehen sollten.