Innovationsfähigkeiten und die Rolle von Beratern in der Informationsökonomie
Projektinhalt
Ziel des Projekts ist es, den Beitrag von Beratungsdienstleistungen zur Innovationsfähigkeit von Unternehmen theoretisch und empirisch zu analysieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fähigkeiten zur Nutzung von Informations und Kommunikationstechnologien (IT) für die Innovation von Produkten, Prozessen sowie Unternehmensorganisationen. Es wird vom SOFI in Kooperation mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, Mannheim (Dr. Irene Bertschek) und dem Lehrstuhl ABWL und Organisation der Universität Mannheim (Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Kieser) durchgeführt. In den interdisziplinären Untersuchungen werden IT-basierte Innovationen als das Ergebnis des Zusammenspiels des Wissens und der Interessen von Beratern, Managern und Mitarbeitern innerhalb von Unternehmen einerseits sowie kognitiver und normativer Rahmenbedingungen gesellschaftlicher Innovations- und Lernprozesse andererseits analysiert.
Der Einsatz von IT ermöglicht zum einen die Entwicklung neuer Produkte auch außerhalb des IT-Sektors. Zum anderen fördert und erfordert eine erfolgreiche IT-Nutzung die grundlegende Neuausrichtung von Prozessabläufen und Organisationsstrukturen. Die Implementierung von IT setzt deswegen nicht nur technologisches Wissen voraus, sondern auch die Fähigkeit, interne Prozesse sowie Beziehungen zu Zulieferern und Kunden mit Hilfe der neuen technologischen Möglichkeiten grundlegend neu zu gestalten. Mit dem technischen Fortschritt im IT-Bereich steigt folglich die Bedeutung der Innovationsfähigkeit als immaterieller Unternehmensressource.
Durch die zunehmende Komplexität der IT-Nutzung sehen sich Manager mit hohen Unsicherheiten und Beratungsbedarf konfrontiert. Als Wissensmakler wirken Berater nicht nur bei der technischen Umsetzung von IT-Lösungen mit, sondern tragen auch zur Umgestaltung von Prozessabläufen und Organisationsstrukturen und damit zur Innovationsfähigkeit bei. Zugleich werden Beratungsdienstleistungen für eine Vielzahl weiterer sogenannter latenter Ziele in Anspruch genommen. Oft engagieren Manager Berater, um weit reichende Innovationsentscheidungen gegenüber Mitarbeitern und Anteilseignern zu legitimieren oder um mikropolitische Ziele zu verfolgen, die nicht immer im Einklang mit dem Unternehmensinteresse stehen.
Das wesentliche Ziel des interdisziplinären Forschungsvorhabens ist, ein umfassendes Bild der Ursachen und Wirkungen der Nutzung IT-bezogener Beratungsdienstleistungen zu zeichnen. In drei sich ergänzenden Modulen sollen dabei soziologische, organisationstheoretische und wirtschaftswissenschaftliche Aspekte der Beratungsprozesse in drei sich ergänzenden methodischen Ansätzen behandelt werden.
Mit Hilfe einer komparativen Inhaltsanalyse von Medienprodukten sowie Experteninterviews wird analysiert, wie innovative Konzepte der IT-Nutzung entstehen, sich im Zeitablauf verändern und welche Rolle Berater im komplexen Zusammenspiel des Wissens verschiedener Akteure spielen. Dieser wissenssoziologische Teil des Projekts verbindet Diskursanalyse mit der Analyse von Netzwerken und soll den kognitiven und normativen Rahmen erfassen, in den Beratertätigkeit und Managerentscheidungen eingebettet sind (SOFI).
Im organisationstheoretischen Teil des Projekts soll untersucht werden, inwieweit IT und Organisationsberatung zu einer Stärkung der Innovationsfähigkeit der Unternehmen beiträgt und inwiefern andere latente Funktionen mit dem Einsatz von Beratern verbunden sind. Dieser Teil stützt sich vor allem auf teilstrukturierte Interviews mit am Beratungsprozess beteiligten Personen in Unternehmen (Uni Mannheim).
Ein quantitativ-ökonomischer Ansatz soll auf Grundlage einer repräsentativen Befragung von rund 4.400 Unternehmen in Deutschland untersuchen, inwieweit Berater die Innovation von Produkten, Prozessen und Organisationsstrukturen ermöglichen und durch Lerneffekte die langfristige Innovationsfähigkeit ihrer Klienten nachhaltig verbessern. Dabei werden auch die Auswirkungen auf Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit untersucht (ZEW).
Die Synthese der Ergebnisse aus diesen drei Ansätzen soll dazu beitragen, neue Erkenntnisse über die qualitative und quantitative Bedeutung von Beratungsdienstleistungen im Innovationssystem sowie im Transformationsprozess hin zu einer informations- und wissensbasierten Wirtschaft und Gesellschaft zu gewinnen.
Im Göttinger Teilprojekt wurden die Experteninterviews mit Vertretern aller Akteursgruppen, die potentiell am Innovationsprozess beteiligt sind, durchgeführt. Zusammen mit den Dokumentenanalysen wurden die wesentlichen Innovationsthemen der letzten 10 Jahre identifiziert. Im ersten Teil der quantitativ ausgerichteten Diskursanalyse wurden die Themenkonjunkturen der letzten 10 Jahre analysiert. Die Verteilung und Entwicklung der „Autorenschaft“ im gesamten Themenfeld und für einzelne IT-Managementkonzepte wurde über Autoren und „zitierte-Experten“-Analysen der ausgewählten Medien durchgeführt. Ergänzt wurde dies durch eine vertiefte Analyse eines IT-Managementkonzepts (CRM) unter Einschluss von Inhaltsanalysen. Zu CRM wurden gezielt weitere Experteninterviews organisiert. Zwischenergebnisse dieser Analysen wurden Im November 2007 auf einem internationalen Workshop des Forschungsverbundes in Mannheim (ZEW) vorgestellt. Die empirischen Arbeiten sind abgeschlossen und in 2008 wurde der Abschlussbericht an die Volkswagen-Stiftung erstellt.