Machbarkeitsstudie Monitoring Soziale Stadt- und Regionalentwicklung Rhein-Main
Projektinhalt
Projektziel
Im August 2004 beauftragte der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main (PVFRM) das Soziologische Forschungsinstitut (SOFI) an der Georg-August-Universität Göt-tingen mit einer Machbarkeitsstudie für ein „handhabbares, geeignetes Monitoring der sozialräumlichen Entwicklung“ im Verbandsgebiet. Die Studie soll dem Planungsverband nach innen als Beratungsgrundlage dienen, um die regionale Raumbeobachtung zu erweitern und zu vertiefen, sowie und nach außen als Diskussionsgrundlage für die Mitgliedskommunen und andere mögliche Kooperationspartner.
Fragestellungen
In seiner Projektbeschreibung verweist der Planungsverband darauf, dass ein umfassendes Verständnis von Regionalentwicklung und Regionalplanung die Betrachtung sozialer Fragen und sozialräumlicher Entwicklungen mit einschließt: „Wenngleich die Handlungsebene für soziale Planung in der Region bei den Kommunen liegt, ergeben sich aufgrund der wirtschaftlichen, infrastrukturellen, ökologischen und sozialen Verflechtungen in der Region soziale Aspekte u.a. in den Bereichen Bevölkerungsentwicklung und Wohnen, Verkehr, Bildung, Kultur, die eher regional ausgeprägt sind. Regionale Planungsprozesse nehmen Einfluss auf die soziale und räumliche Segregation in der Region, den regionalen Arbeitsmarkt und die politischen Konsequenzen aus dem demografischen Wandel. Die Lebenswirklichkeit – und die sozialen Bezüge – der Bewohner sind vielfach regional ausgeprägt.“
Ein Monitoring der sozialen Stadt- und Regionalentwicklung könnte aus Sicht des Planungsverbands:
- Querschnittsinformationen für die Orientierung der Wohnungspolitik, Baulandentwicklung und der Stadterneuerung liefern,
- zur Evaluation der sozialräumlichen Auswirkungen der eigenen Raumpolitik des Verbandes und der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung dienen,
- eine Basis für Interventionen bei problematischen sozialräumlichen Entwicklungen bieten,
- zur Klärung der Frage beitragen, in welcher Form unter den gegebenen Bedingungen eine Sicherung der wohnungsnahen sozialen Infrastruktur erfolgen sollte und auf welchen Ebenen der räumlichen Planung hierfür Beiträge geleistet werden können,
- Kommunen bei der Standortwahl, der Schwerpunktbildung und der Vernetzung von woh-nungsnaher sozialer Infrastruktur unterstützen,
- aus einer regionalen Perspektive Kooperationen und Synergien für eine optimale Aufgabenerfüllung in der sozialen Arbeit anstoßen (ebd.).
Gelänge es, „die Region erstmals auch hinsichtlich ihrer sozialen Bezüge und Verflechtungen abzubilden“, so würde der Planungsverband damit einen regionalen Beitrag zur Qualifizierung einer Sozialberichterstattung des Landes Hessen leisten und die Evaluation raumbezogener Förderprogramme, etwa der Hessischen Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt (HEGISS) sinnvoll ergänzen. Die Beobachtung sozialräumlicher Entwicklungen im Rahmen kommunaler Wohnraumersorgungskonzepte soll berücksichtigt werden.
Die Machbarkeitsstudie soll
- einerseits geeignete Methoden eines sozialräumlichen Monitoring, die Datenverfügbarkeit, die Handhabbarkeit durch die Verwaltung des Planungsverbands und weiterer Projektpartner, die Fortschreibungsfähigkeit und -Intervalle sowie einmalige und jährliche Kosten ermitteln,
- andererseits im Dialog mit potenziellen Partnern wie z.B. Trägern der Sozialarbeit, Kommunen und Landesbehörden den Bedarf, die Anforderungen an ein sozialräumliches Monitoring und den dadurch zu erwartenden Nutzen klären.
Vorgehen
Von Oktober 2004 bis Januar 2005 standen Planung und Durchführung von Gesprächen mit Expert/inn/en im Mittelpunkt der Projektbearbeitung. Anschließend wurden im Rahmen einer Literaturstudie vor allem Materialien planender Verwaltungen aus dem weiteren Rhein-Main-Gebiet sowie aus anderen Regionen der Bundesrepublik ausgewertet. Parallel dazu wurden die Ergebnisse des Gesprächsprogramms dokumentiert und bilanziert sowie vertiefende Recherchen zur Dateninfrastruktur und zu möglichen Datenzugängen angestellt. Von Juli bis Dezember 2005 wurden die Rechercheergebnisse ausgewertet und aufbereitet.
Im Rahmen des Gesprächsprogramms wurden 17 leitfadengestützte Interviews mit 29 Expert/inn/en des Landes Hessen und wichtiger Verbände, der planenden Verwaltung und der sozialen Arbeit in den Verbandskommunen sowie datenhaltender Institutionen realisiert. Die Gespräche dienten erstens dazu, offene Fragen zur Datenverfügbarkeit und zu bestehenden Ansätzen der Sozialraumbeobachtung zu klären. Sie sollten zweitens die Erwartungen repräsentativer Akteure/innen an ein Sozialraum-Monitoring des Planungsverbands ermitteln. Drittens sollten mit Akteure/innen, deren Beteiligung für die Realisierung des Monitorings wesentlich ist, bereits Kooperationsmöglichkeiten bei der Umsetzung angesprochen werden.
Der Schwerpunkt der Literaturstudie liegt auf laufenden oder einmaligen Beiträge zur Sozialraumbeobachtung aus der Region Rhein-Main. Darüber hinaus wird ein Überblick über einschlägige überregionale Ansätze des Sozialraum-Monitorings und darauf bezogene Literatur gegeben. Von Interesse waren dabei vor allem die unterschiedliche politische Anbindung und Funktion dieser Ansätze, Informationen zur Datenverfügbarkeit, die Wahl der räumlichen Analyseeinheiten, Überlegungen zur Indikatorenbildung und ggf. zur Typisierung von Gebieten sowie methodische Überlegungen zur Kombination quantitativ-statistischer und qualitativer bzw. partizipativer Verfahren.
Bericht
Der Ende 2005 vorgelegte Bericht fasst die Ergebnisse des Gesprächsprogramms und der Literaturstudie zusammen und entwickelt daraus Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Raumbeobachtung in der Region.
Kapitel 2 vermittelt ein für das Thema unerlässliches Minimum an Theorie und klärt die Begriffe, die in der Literatur und in den praktischen Ansätzen zur Sozialraumbeobachtung verwendet werden. Daraus ergeben sich Entscheidungsfragen und Prüfkriterien für ein regionales, sozialräumliches Monitoring.
Kapitel 3 gibt einen Literaturbericht über Ansätze zur Beobachtung sozialräumlicher Entwicklungen – sowohl überregional, d.h. bundesweit, als auch in der Region Rhein-Main. Für das Gebiet des Planungsverbands Frankfurt/Rhein-Main wird ein vollständiger Überblick angestrebt.
Kapitel 4 erörtert die Kompetenzen, die der Planungsverband als mögliche koordinierende Stelle für ein soziales Stadt- und Regionalmonitoring bereits mitbringt.
In Kapitel 5 werden die Ergebnisse von Gesprächen mit regionalen Akteuren dokumentiert. Dabei steht die Frage nach dem Bedarf für ein Instrument der regionalen Raumbeobachtung im Vordergrund.
Kapitel 6 bewertet Möglichkeiten und Probleme der Datenbasis für ein sozialräumliches Monitoring in der Region.
Im abschließenden Empfehlungsteil (Kapitel 7) werden Eckpunkte für ein solches Monitoringvorhaben formuliert und Vorschläge für projektförmiges Vorgehen zur Diskussion gestellt.
Die Expertise will kein konkretes Handlungsprogramm vorlegen. Die Autoren sehen ihre Aufgabe darin, allen interessierten Akteur/inne/n für die notwendige weitere Verständigung über das Thema ein gemeinsames Minimum an Basisinformationen zu sichern, ihnen Möglichkeiten und Alternativen für ein projektförmiges Vorgehen aufzuzeigen und diese fachlich einzuordnen.
Um die Wünsche des Auftraggebers mit dem begrenzten Budget dieser Studie in Einklang zu bringen, musste eine Beschränkung auf methodische Gesichtspunkte durchgehalten werden. Dies ist zwar unbefriedigend, da auch die Autoren eher an Resultaten denn an Methoden interessiert sind. Doch anhand des ausgewerteten Materials bereits eine eigenständige, empirisch dichte Beschreibung der sozialräumlichen Situation des Rhein-Main-Gebiets zu erarbeiten, die gegenüber vorliegenden Analysen bestehen kann und wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, war im vorgegebenen Rahmen nicht möglich.
Die Machbarkeitsstudie ist in Kürze über die Website des Planungsverbands Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main verfügbar.