Projektinhalt

Gegenstand der Untersuchung sind die vielfältigen beruflichen Umstellungsprozesse, die Arbeiter und Angestellte in Ostdeutschland nach dem Zusammenbruch des staatssozialistischen Systems der DDR zu bewältigen hatten. Die Relevanz des Themas resultiert freilich nicht allein aus der Quantität von Berufs- und Arbeitsplatzwechseln infolge des Strukturwandels. Die berufliche Transformation wird als Kern des Systemwechsels von staatssozialistischen zu Marktgesellschaften verstanden. Solange und soweit die nachsozialistischen Gesellschaften Arbeitsgesellschaften sind, wird die Neugestaltung von Berufsstruktur und beruflichen Verhaltensweisen sowohl die künftige Sozialstruktur dieser Gesellschaften als auch die sich neu herausbildenden Kommunikationsformen, das gesellschaftliche und politische Bewußtsein und damit die Legitimationsfähigkeit des neuen politischen und ökonomischen Systems wesentlich beeinflussen.     
     
Das die Untersuchung leitende theoretische Konzept begreift berufliche Transformation als doppelten gesellschaftlichen Prozeß, in dem Berufsrollen und Berufsstruktur sowohl institutionell neu definiert als auch individuell adaptiert und ausgestaltet werden. Die berufliche Transformation als Kernstück des Systemwechsels wurde im Zusammenhang mit einer Reihe von Veränderungen untersucht: Veränderungen der betrieblichen Reorganisations- und Personalentwicklungsstrategien, der Arbeitsmarktpolitik und Weiterbildung sowie der beruflichen Orientierungen und Verhaltensweisen von Arbeitern und Angestellten. In zahlreichen Fallstudien wurden die betrieblichen Transformationsprobleme im Industrie- und Dienstleistungssektor (Handel, Banken, Versicherungen) analysiert und mit einer breit angelegten Panelbefragung (Herbst/Frühjahr 1992/1993 und Frühsommer 1994) die Erfahrungen von Arbeitern und Angestellten auf dem Arbeitsmarkt, in Weiterbildungsmaßnahmen und in den Betrieben bei der individuellen Bewältigung der beruflichen Umstellung erfaßt. Damit werden Defizite und Potentiale beschrieben, die den weiteren Prozeß der beruflichen Transformation in den neuen Bundesländern bestimmen.