Das SOFI im Jahr 2019
Forschungsprofile: Die Sichtbarkeit des SOFI in Wissenschaft und Praxis
„Öffentliche Soziologie“ avancierte in den vergangenen Jahren zu einem neuen Schlagwort in der Debatte der Gesellschaftswissenschaften. Dieses Schlagwort weist darauf hin, dass Soziologie und Sozialforschung nicht sich selbst genügen sollten und keineswegs alleine in der engeren wissenschaftlichen Community ihren Resonanzraum finden. Im Sinne einer anwendungsorientierten Grundlagenforschung ist für das SOFI diese Anforderung „öffentlicher Soziologie“ seit jeher konstitutiv. SOFI-Forschung zielt auf Öffentlichkeit. 2016 war in dieser Hinsicht ein besonders produktives Jahr.
- Eine Reihe von SOFI-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war im Rahmen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) in Bamberg (Kongresstitel: „Geschlossene Gesellschaften“) als Vortragende und Moderatoren aktiv. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Verleihung des DGS-Dissertationspreises an Dr. Andrea Hense. Die Feierstunde der Preisverleihung fand während des Bamberger Kongresses statt.
- Zugleich war das Institut selbst als Veranstalter mehrerer Tagungen und Workshops aktiv. Das gilt für die projektbezogenen Tagungen „Kollaborative Innovationen – Die Organisation verteilter Wissensproduktion“ sowie „‘Gute Arbeit‘ nach dem Boom. Pilotprojekt zur Längsschnittanalyse arbeitssoziologischer Betriebsfallstudien mit neuen e-Humanities-Werkzeugen (ReSozIT)“. Besondere Aufmerksamkeit und sehr gute Resonanz fand die Berliner Abschlussveranstaltung der im Institut koordinierten Sozioökonomischen Berichterstattung (www.soeb.de) „Exklusive Teilhabe ‑ ungenutzte Chancen“. Hervorzuheben ist schließlich die SOFI-Jahrestagung „Work in Progress“, die im September 2016 in Kooperation mit der Niedersächsischen Staatskanzlei, dem Amt für Regionale Landesentwicklung Braunschweig und dem Südniedersachsenbüro Göttingen stattfand. Sie widmete sich der zentralen zeitdiagnostischen und gesellschaftsanalytischen Frage der „Demografischen Provokationen“. Die Jahrestagung 2016 konnte einen sehr produktiven Dialog zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Politik organisieren und repräsentierte ‑ im oben angesprochenen Sinne - ein gutes Stück öffentlicher Soziologie. In den „Mitteilungen aus dem SOFI“ (Dezemberheft 2016) sind die Tagungen und öffentlichen Beiträge des Instituts als Schwerpunktthema dokumentiert.
- Die öffentliche Wirksamkeit von Soziologie und Sozialforschung spiegelt sich freilich nicht nur in Tagung und Veranstaltungen verschiedener Art. Von ebenso großer Relevanz ist die Berufung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des SOFI in Beratungsgremien. Im Jahre 2016 wurde Prof. Dr. Nicole Mayer-Ahuja, Direktorin des SOFI, in den DigitalRat Niedersachsen berufen. Seit April 2016 ist sie Mitglied im Vorstand des Göttingen Center for Digital Humanities an der Georg-August-Universität und seit Mai 2016 im Beirat des Internationalen Wissenschaftlichen Kollegs „Arbeit und Lebenslauf in globalhistorischer Perspektive“ (ReWork) an der Humboldt-Universität Berlin. Im Berichtsjahr wurde Prof. Dr. Berthold Vogel, Geschäftsführender Direktor des SOFI, zum Berater der Deutschen Bischofskonferenz Kommission VI „Gesellschaftliche und soziale Fragen“ berufen. Ebenso wurde er im Herbst 2016 in den neu konstituierten Wissenschaftlichen Beirat der Hans-Böckler-Stiftung berufen und dort zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats gewählt. Zudem wirkte er als Mitglied an der HBS- und DGB-Kommission „Arbeit der Zukunft“ in Berlin mit.
- Auch die Akquisen des Jahres 2016 versprechen fachwissenschaftliche Sichtbarkeit der SOFI-Forschung. Das gilt für die Bewilligung von zwei Projekten im Rahmen des Förderprogramms Pro*Niedersachsen des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Hier geht es zum einen um die betriebliche Integration von Flüchtlingen, zum anderen um Generationenerfahrungen und Amtsethos in der ordentlichen Gerichtsbarkeit, resp. den Staatsanwaltschaften Niedersachsens. Mit Blick auf das Land wurden darüber hinaus Projekte im Bereich arbeitssoziologischer Digitalisierungsforschung und zur Analyse ländlicher Räume akquiriert. Das SOFI ist in seinen Forschungslinien, -akquisitionen und ‑präsentationen stärker in Region und Land präsent. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts wirken beispielsweise an lokalen bzw. regionalen Forschungsverbünden mit. Das ist die eine wichtige Seite. Auf der anderen Seite repräsentieren insbesondere die Weiterführung der Nationalen Bildungsberichterstattung und die Neuaufnahme eines Monitoring-Projekts in der Rhein-Main Region (vgl. jeweils Projektübersichten) die öffentlich wirksame SOFI-Forschung in nationalen Kontexten. Hinzu kommt, dass es auch im Jahr 2016 gelungen ist, mit einem weiten Spektrum an Forschungsförderern zu kooperieren, u.a. auch DFG-geförderte Projekte in hoch kompetitiven Akquisemärkten zu realisieren.
Die Kooperation zwischen dem SOFI und der Universität Göttingen konnte im Jahr 2016 deutlich gestärkt werden: Im Oktober startete der neue, interdisziplinäre Masterstudiengang „Arbeit in Betrieb und Gesellschaft“, unter Leitung der Verbindungsprofessorin Mayer-Ahuja, in dem Lehrangebote aus der laufenden Forschung des SOFI eine zentrale Rolle spielen. Der Studiengang, der auf 12,5 Studienplätze pro Semester ausgelegt ist, erfreut sich seit Beginn großer Beliebtheit (25 Studierende im WS 2016/17). Für das SOFI erleichtert dies den Zugang zu einschlägig qualifiziertem wissenschaftlichem Nachwuchs. Darüber hinaus waren SOFI-Kolleginnen und Kollegen an zwei Initiativen zur Gründung thematischer Zentren an der Universität Göttingen beteiligt (Network for Global Migration Studies und Global & Transregional Platform).
Forschungsfelder: Festigung neuer und Stabilisierung bewährter Themen
In den beiden vergangenen Jahren konnten sich am Institut neue Forschungsfelder durch gezielte Projektakquisen etablieren und festigen. Hierzu zählen Projekte zur Digitalisierung der Arbeit, zu öffentlichen Gütern, zu Fragen des demografischen Wandels, zu den betrieblichen und arbeitsweltlichen Folgen der Migration, zur IT-basierten Sekundäranalyse arbeitssoziologischer Studien. Die thematische Aufzählung zeigt, dass das SOFI als arbeitssoziologisches Institut immer wieder durch neue Themen herausgefordert wird. Dabei kann das Institut thematisch, methodisch und personell auf seine fachwissenschaftlichen und personellen Ressourcen zurückgreifen. Die hohe Stabilität des Personalbestandes sichert dem Institut langfristig Kompetenz und ermöglicht forschungsinhaltliche Flexibilität.