Veranstaltungsrückblick: Das SOFI beim 42. DGS-Kongress zum Thema „Transitionen“ vom 22.09.-26.09.2025 an der Universität Duisburg-Essen

Wir blicken zurück auf den spannenden Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der sich in diesem Jahr um das Thema „Transitionen“ drehte.

Das SOFI war mit mehreren Vorträgen dabei:

  • SOFI-Direktor Martin Kuhlmann und Barbara Splett präsentierten in der Sektionssitzung der Arbeits- und Industriesoziologie Forschungsergebnisse zu postpandemischen Herausforderungen der betrieblichen Gesundheitspolitik. Betont wurden fortbestehende Probleme, wie die zu geringe Beteiligung, die zu stark auf individuelles Verhalten ausgerichteten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung sowie des unzureichenden Zusammenwirkens betrieblicher und externer Gesundheitsakteure. Im Anschluss an den Vortrag wurden Gründe hierfür diskutiert, wobei betont wurde, dass die verschiedenen Gesundheitsakteure verstärkt auf gemeinsame, koordinierte und beteiligungsorientierte Strategien setzen müssten.
  • In der Ad-hoc-Gruppe „Das Unbehagen der Modernisierungsverlierer:innen“ stellten Natalie Grimm (SOFI/FGZ-Standort Göttingen) und Arne Koevel (Universität Bremen/FGZ-Standort Bremen) Ergebnisse aus dem Qualitativen Panel „Milieuspezifische Praktiken der Gefährdung und Wahrung gesellschaftlichen Zusammenhalts“des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ (FGZ) vor. Anhand einzelner Lebensgeschichten zeigten sie, wie kulturelle und ökonomische Abwertungserfahrungen zu rechtsextremen Einstellungen führen können – aber nicht zwangsläufig müssen.
  • Im Vortrag „Das FGZ-Regionalpanel: Eine quantitative Tiefenbohrung zu Infrastrukturen als Unterbau des sozialen Zusammenhalts“ von Ina Mayer, Andrea Hense und Jakob Hartl (Universität Halle/FGZ-Standort Halle) wurde das quantitative Regionalpanel des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) als neue Datenquelle zur regionalen Sozialberichterstattung vorgestellt. Zudem wurden Einblicke in die vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten hinsichtlich des sozialen Zusammenhalts und verschiedener Aspekte der lokalen Daseinsvorsorge gegeben.
  • Mit ihrem Beitrag in der Ad-hoc-Gruppe „Am I on the road to nowhere?“ beleuchtete Maria Richter, warum manche Jugendliche den direkten Sprung in die Ausbildung schaffen, während andere in Warteschleifen hängenbleiben. Der Vortrag zeigte: Bildungswege sind vielfältig, Chancen ungleich verteilt. Es gibt viele neuralgische Punkte für gezielte Unterstützung – von der Weiterentwicklung individualisierter Berufsorientierungsprogramme über Übergangsbegleitung bis hin zur Neugestaltung beruflicher Abschlussprüfungen.
  • In der Ad-hoc-Gruppe „Interdependencies between Migration from Privileged Contexts and Labor Market Outcomes“ zeigte Janina Söhn in ihren für Deutschland repräsentativen Analysen: Der Mehrheit der Migrant:innen mit beruflichem Abschluss aus EU-Staaten gelingt es, einer Facharbeit (63%) oder sogar einer Tätigkeit mit höheren Anforderungen (7%) nachzugehen. Der für einheimische Ausgebildete untypisch hohe Anteil von Zugewanderten in un- oder angelernter Arbeit (29%) lässt sich nicht durch deren spezifische Ausbildungsart oder Berufserfahrung erklären. Insbesondere Migrant:innen mit höherem beruflichen Status profitieren von der relativen Ähnlichkeit ihres Ausbildungssystems mit dem deutschen dualen System (bzgl. des betrieblichen Lernens). Zudem setzt sie ein hohes Wohlstandsniveau im EU-Herkunftsland weniger unter Druck, unqualifizierte Arbeit hierzulande anzunehmen.
  • In einer Sektionsveranstaltung der Familiensoziologie ging es unter anderem um die Frage: Wie wird Reichtum in vermögenden Familien weitergegeben? Marliese Weißmann und Benjamin Neumann (TU Dortmund) gaben dabei Einblicke in Ergebnisse aus ihrem aktuellen, von der @VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojekt „Reichtum als soziale Beziehung“. Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine interessante Diskussion zum Verhältnis von #Familie und #Vermögen, eines „Doing Family“ vs. eines „Doing Wealth“.
  • Nina Kerker und Lukas Underwood waren zudem in der Ad-hoc-Gruppe „Energietransitionen. Versuche dezidiert sozio-technischer Perspektivierung“ mit Julia Zilles als Kommentatorin beteiligt:
    • Der Vortrag von Nina Kerker beleuchtete am Beispiel des Energiequartiers Helleheide die Möglichkeiten bürgerschaftlicher Partizipation in dezentralen Quartiersenergiesystemen. Im Fokus standen soziale, infrastrukturelle und regulatorische Bedingungen, die Teilhabechancen eröffnen oder begrenzen.
    • Unter dem Titel „Energiewende unter Legitimationsdruck. Mentalitäten von Beschäftigten im Braunkohlerevier und im Automobilsektor“ blickte Lukas Underwood auf die Erfahrungen und Befürchtungen von Beschäftigten aus der Automobilindustrie und der Braunkohlebranche im Kontext der ökologischen Transformation. Auf Grundlage des von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Projekts „Mentalitäten des Umbruchs“ stellte er dar, dass die ökologische Transformation als Verlust von ökonomischer Sicherheit und Anerkennung erfahren wird. Deshalb nehmen die Befragten eine kritische Distanz zum Prozess der ökologischen Transformation ein, ohne jedoch grundsätzlich das Ziel infrage zu stellen.

Vielen Dank für die anregenden Diskussionen und Eindrücke – wir freuen uns bereits auf den nächsten DGS-Kongress 2026 in Mainz!