Projektinhalt

Fragestellung, Ziele, Forschungsdesign:


Das Projekt ist Teil eines größeren Begleitforschungsschwerpunktes der Hans-Böckler-Stiftung zu ERA als Reaktion darauf, dass es nach mehr als zwei Jahrzehnten Verhandlungen 2003/2004 gelungen war, zum Abschluss von neuen Entgeltrahmenabkommen zu kommen, in denen u.a. die Trennung von Arbeitern und Angestellten in Entgeltfragen aufgehoben wurde. Bestehende Unterschiede zwischen, aber auch innerhalb der Statusgruppen, in den Kriterien der Eingruppierung und der Tätigkeits- und Aufgabenbewertung, in der Vergütung von Belastungen und Leistung sowie im Leistungsanteil am Gesamtentgelt sollten durch ein für alle Beschäftigten gleichermaßen geltendes System ersetzt werden. Damit wurden die Voraussetzungen für eine grundlegende Erneuerung der betrieblichen Entlohnungsbedingungen geschaffen.


Die Begleitforschungsprojekte des SOFI und des F.A.T.K. - ein bereits zuvor abgeschlossenes Projekt bezog sich auf die ERA-Umsetzung in Baden-Württemberg - geben am Beispiel der beiden Tarifgebiete einen genaueren Einblick in die Umsetzung der Tarifverträge, wobei die beiden Projekte zwar eigene Untersuchungsakzente setzen, jedoch weitgehend parallele Fragestellungen verfolgten und mit einheitlicher Methodik und vergleichbaren Instrumenten sowie im Mixed-Team-Ansatz bearbeitet wurden.

 

Ziel der ERA-Projekte war es, am Beispiel der beiden Tarifgebiete zu klären, wie die Tarifverträge in den Betrieben umgesetzt werden, welcher Stellenwert den verschiedenen betrieblichen und überbetrieblichen Akteuren hierbei zukam und welche Rückwirkungen auf die Akteure sich beobachten ließen sowie welche Wirkungen von der ERA-Umsetzung auf betriebliche Entgeltsysteme und die Bezahlung der verschiedenen Beschäftigtengruppen ausgehen.


Empirische Basis ist ein breites Set von Methoden von Prozessbeobachtungen bei ausgewählten Veranstaltungen und Gremien über Expertengespräche mit Verbandsvertretern und Dokumentenanalysen bis hin zu Betriebsfallstudien. Zudem wurden Betriebsrätebefragungen zur Umsetzung und zu Wirkungen von ERA durchgeführt.

Ergebnisse:

Wichtige Befunde der ERA-Projekte lauten, dass sich die Konfliktdynamik in den beiden Tarifgebieten unterschiedlich darstellte, was sich vor allem durch differierende Strategien der Akteure auf der Verbandsebene, unterschiedliche betriebliche Umsetzungsprozesse sowie die jeweiligen tarifvertraglichen Regelungen erklärt. Bei den materiellen Wirkungen und der Betroffenheit der verschiedenen Beschäftigtengruppen durch ERA zeichnen sich sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede ab. Für beide Tarifgebiete gilt, dass die seit einer ganzen Reihe von Jahren zu beobachtende Tendenz einer moderaten Lohnpolitik auch die ERA-Einführung prägte, in der überwiegenden Zahl der Fälle wurde diese Entwicklung auf der betrieblichen Ebene sogar noch zusätzlich verstärkt. Außerdem lässt sich feststellen, dass sich der Wandel von betrieblichen Entgeltsystemen sehr viel langsamer und weniger weitreichend vollzieht als in der Diskussion über neue Steuerungsformen häufig unterstellt wird und auch bei den Zusammenhängen zur betrieblichen Arbeitspolitik finden sich allenfalls geringe Auswirkungen von ERA.