DiHa 4.0 – Digitalisierung im Handel
Projektinhalt
In den letzten Jahren hat im Handel ein tiefgreifender Strukturwandel eingesetzt, der sich – so die allgemeine Annahme – weiter beschleunigen wird. Als ein bedeutender Treiber wird die Digitalisierung ausgemacht, die vielfach als Bedrohung insbesondere des stationären Handels angesehen wird. Allerdings scheinen die Unternehmen hiervon in sehr unterschiedlicher Weise betroffen. Als besonders bedroht erscheinen vor allem die kleinen und mittelgroßen, zumeist inhabergeführten Unternehmen, die nur über sehr begrenzte Ressourcen verfügen, um auf diesen Wandel zu reagieren. Ein neues Projekt macht eine regionale Bestandsaufnahme.
Längst schon hat die Digitalisierung auch im Handel Einzug gehalten. Während der stationäre Handel nur langsam wächst, verzeichnet der Onlinehandel hohe Zuwachsraten. Online-Käufe sind für den Großteil der Bevölkerung Normalität. 2017 werden nach Schätzungen des statistischen Bundesamtes die E-Commerce-Umsätze mit Endkunden 10% des gesamten Einzelhandelsumsatzes ausmachen. 40% der deutschen Online-Umsätze entfallen dabei auf nur zehn Online-Shops, ein Sechstel alleine auf das amerikanische Online-Versandhandelsunternehmen Amazon. Auch weit über die Branche hinaus gelten Unternehmen wie der amerikanische Online-Platzhirsch inzwischen sowohl als Pioniere im Einsatz neuer Technologien als auch als ‚role model‘ neuer Arbeitsbeziehungen. Entsprechend sieht eine Vielzahl an Studien den stationären Handel unter hohem Anpassungsdruck. Der Tenor vieler Publikationen ist dabei eindeutig: der stationäre Handel muss den Sprung in die digitale Welt bewältigen, oder er geht unter.
Die Digitalisierung stößt im Handel komplexe und umfassende Veränderungsprozesse an, die sich derzeit mit enormer Geschwindigkeit vollziehen. So ist dem stationären Einzelhandel mit dem Online-Handel nicht nur ein neuer sehr ernst zu nehmender Konkurrent erwachsen. Zugleich prägt das Online-Angebot zunehmend auch die Kundenerwartungen an den stationären Handel, dem wiederum eine Vielzahl neuer Technologien neue Möglichkeiten eröffnen, Kund/innen am Point of Sale anzusprechen. Über die Verkaufsprozesse hinaus sind zugleich aber auch die gesamten Geschäftsprozesse vom Einkauf über die Lagerhaltung und das Marketing bis hin zum Backoffice-Bereich von der Digitalisierung betroffen.
Entsprechend spielt in der Umsetzung von Digitalisierung die Personalentwicklung eine zentrale Rolle. Welche Kompetenzen werden mittel- und langfristig gebraucht, z.B. Kenntnisse zum Aufbau eines kombinierten Multi-Channel-Vertriebs sowie zur Einbindung von Smartphones und Tablets in die Verkaufsberatung? Wie kann die berufliche Aus- und Weiterbildung im Betrieb weiter ausgebaut werden, um den veränderten Kompetenzanforderungen gerecht zu werden? Und wie können „Handel 4.0“ und die damit einhergehende Veränderung von Tätigkeitsprofilen zur Ansprache und Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften genutzt werden?
Der vielgestaltige technologische und organisatorische Wandel wird insbesondere von den führenden Online-Handelsunternehmen sowie von den Großunternehmen des stationären Handels mit ihrem Filialnetz vorangetrieben. Dem steht aber die Masse der Unternehmen im stationären Einzelhandel gegenüber, die nur über sehr begrenzte personelle Ressourcen verfügen: Über zwei Drittel der Einzelhandelsunternehmen haben maximal fünf Beschäftigte, ein weiteres Viertel unter 20 Beschäftigte. Gerade KMU im Groß- und Einzelhandel haben in der Bewältigung der Digitalisierung oftmals einen hohen Unterstützungsbedarf.
Hier setzt ein Verbundprojekt der VHS Göttingen Osterode, der Wirtschaftsförderung der Stadt Göttingen (GWG) und des SOFI an. Das Projekt wird im Rahmen des Ausbildungsstrukturprogramms JOBSTARTER plus aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfonds gefördert. Ziel des Projektes ist es, regionale Unterstützungsstrukturen für den Einzelhandel im Anpassungsprozess der betrieblichen Aus- und Weiterbildung an den „Handel 4.0“ zu etablieren. Das SOFI führt in diesem Rahmen eine Untersuchung zu Strategien und Problemen der Digitalisierung im klein- und mittelbetrieblichen regionalen Groß- und Einzelhandel durch. Ziel dieser Bestandsaufnahme ist es, konkrete Unterstützungsbedarfe des Groß- und Einzelhandels in der Region zu erheben, auf die sich dann die Entwicklung von Unterstützungs- und Beratungsangeboten durch VHS und GWG beziehen kann. Für das SOFI ergänzt die Untersuchung zugleich die breite Forschung des Instituts zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeit und Beschäftigung um Einblicke in einen zentralen Bereich des Dienstleistungssektors.
Auftaktveranstaltung am 30.01.2018