Veranstaltungen



SASE-Mini-Konferenz

Auf Initiative des soeb-Verbunds fand im Rahmen des 27. Jahrestreffen der Society for the Advancement of Socio-Economics (SASE) vom 2. bis 4. Juli 2015 an der LSE in London eine Mini-Konferenz zum Themenkomplex Sozialberichterstattung statt. Unter dem Titel „Inequality of What? Social Monitoring and the Difficult Choice of Analytical Concepts and an Implementable Metric“ haben Wissenschaftlerkollegen/innen in drei Panels Forschungsarbeiten vorgestellt und diskutiert. Im ersten Panel ging es um mehrdimensionale bzw. längsschnittliche Messung von Armut und Ungleichheit. Das zweite Panel diskutierte die subjektive Seite von Wohlfahrt und die Rolle, die ihr in der Wohlfahrtsmessung zukommen sollte. Das abschließende Panel ging auf verschiedene Konzepte zur Messung von Wohlfahrt ein (Quality of Life, Verwirklichungschancen, Teilhabe, Prekarität). Die Panels wurden von Mitgliedern des soeb-Verbunds organisiert und durchgeführt.

  • Programm [PDF]
  • Hense, Andrea/ Lehweß-Litzmann, René/ Leßmann, Ortrud (2015): „Ungleichheit wovon?" – Verschiedene Möglichkeiten zur Messung von Ungleichheit im Vergleich. Tagungsbericht. [PDF]
  • Ortrud Leßmann, Peter Bartelheimer: Capability, participation and precarity as concepts in socio-economic reporting. [PDF]
  • Alice Krozer: Where Do We Draw the Line? Suggesting a Threshold for Extreme Inequality [PDF]
  • Graciela Tonon: A model to measure inequalities and quality of life [PDF]

Jahrestagung „Lebensqualitätsforschung zwischen Wissenschaft und Politikberatung“

Eine Bestandsaufnahme der „Lebensqualitätsforschung zwischen Wissenschaft und Politikberatung“ versuchte die Sektion Soziale Indikatoren der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

(DGS) mit ihrer Jahrestagung am 1. und 2. Oktober 2015 in Berlin. Die Tagung wurde in Zusammenarbeit mit dem soeb-Verbund durchgeführt. Für die Veranstalter hatten Jan Delhey (Sektionssprecher Soziale Indikatoren, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg) und Peter Bartelheimer drei Leitfragen vorgegeben: Was wissen wir über die gesellschaftspolitische Gestaltbarkeit des guten Lebens? Wie stellt sich Lebensqualität in Deutschland (und Europa) empirisch dar? Welche Konzepte zur Lebensqualitätsforschung bieten sich an?

Den Anlass, sich des Konzepts der Lebensqualität aus wissenschaftlicher Sicht neu zu vergewissern, gab die Initiative der Bundesregierung zum Bürgerdialog „Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist“. Damit soll die Empfehlung der Enquête-Kommission des Deutschen Bundestags „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ umgesetzt werden, in der laufenden Legislaturperiode ein Indikatorensystem zu entwickeln, anhand dessen die Bundesregierung über Stand und Fortschritt von Lebensqualität in Deutschland berichtet und an dem sich ein Aktionsplan zur Verbesserung der Lebensqualität orientiert.

Die wissenschaftlichen Beiträge der Tagung behandelten Teilhabe und Prekarität als konzeptionelle Bezugspunkte für die Messung von Lebensqualität und empirische Ansätze für die regional vergleichende und mehr-dimensionale Messung von Lebensqualität in Deutschland und Europa. Im Panel „Lebensqualität als Politikziel“ unter Beteiligung der Bertelsmann-Stiftung und des Bundeskanzleramts standen die „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen und die Regierungsinitiative „Gut leben in Deutschland“ zur Diskussion.

Das Programm und die Vorträge:

  • Programm [PDF]
  • Bartelheimer, Peter: Teilhabe - eine Idee von Lebensqualität [PDF]
  • Delhey, Jan/ Steckermeier, Leonie: Der GoodLife Index. Ein neuer Vorschlag zur Messung von Lebensqualität. [PDF]
  • Frericks, Patricia: Die gesellschaftliche Gestaltung des guten Lebens: Ökonomische Teilhaberechte durch den Wohlfahrtsstaat im internationalen Vergleich [PDF]
  • Gerleigner, Susanne/ Langmeyer, Alexandra N.: Child Well-Being. Entwicklung eines Indikators zur Messung des Wohlergehens von Kindern in drei wesentlichen Sozialisationskontexten: Familie, Schule und Peers. [PDF]
  • Goebel, Jan/ Kottwitz, Anita: Messung prekärer Wohlfahrtslagen. [PDF]
  • Kroll, Christian: Sustainable Development Goals: Are the rich countries ready? [PDF]
  • Noll, Heinz-Herbert: Politikziel Lebensqualität? Ein Kommentar [PDF]
  • Schmid, Alfons/ Neisen, Vera/ Sattarova, Liliya: Regionales Well-­being. Intra-­und interregionaler Vergleich für die Metropolregionen Frankfurt/RheinMain und Stuttgart [PDF]

soeb-Ad-hoc-Gruppe auf dem 38. DGS-Kongress

„Rising tides do not lift all boats“: Die Persistenz von Schließungsprozessen bei der Verteilung gesellschaftlicher Wohlfahrt“

Der soeb-Verbund wird auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (26.-30. September 2016, Universität Bamberg) eine Ad-hoc-Gruppe unter dem Titel „Rising tides do not lift all boats“: Die Persistenz von Schließungsprozessen bei der Verteilung gesellschaftlicher Wohlfahrt“ ausrichten (Termin: 27.09.2016 von 14:15-17:00 Uhr Link zum DGS Programm).

Programm

Schließungsprozesse verhindern, dass gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten allen gleichermaßen offen stehen, während Öffnungsprozesse bisherige Chancenungleichheiten minimieren. Betrachtet man die sozioökonomische Entwicklung der letzten zehn Jahre in Deutschland zum einen aus einer makroökonomischen Perspektive, so ist festzustellen, dass sich die Verteilungsspielräume in den letzten Jahren vergrößert haben. D.h. auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene existieren Freiräume für eine Öffnung von Teilhabemöglichkeiten für bislang benachteiligte Gruppen. Zum anderen zeigt sich auf der Ebene von Individuen und Haushalten jedoch eine anhaltende Ungleichheit von Einkommen und Erwerbschancen. Insgesamt ist also zu vermuten, dass Schließungsprozesse weiterhin die Umwandlung von gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten in individuelle Teilhabeeffekte restringieren. Von der Phase des „Teilhabekapitalismus“ in den 1960er-/1970er-Jahren unterscheidet sich die gegenwärtige sozioökonomische Entwicklung vor allem durch Befunde, die für eine zunehmende Schließung und damit ungleichere Umwandlung der insgesamt positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sprechen: Die in den letzten Jahren zu beobachtenden gestiegenen gesamtgesellschaftlichen Verteilungsspielräume und das Wachstum des BIP bedeuten nicht mehr Wohlfahrt für alle. Stattdessen sind die verbesserten gesamtgesellschaftlichen Teilhabepotenziale weiterhin nicht allen zugänglich.

Zugangsbarrieren entstehen zum einen aufgrund von Schließungsprozessen in Lebens- und Erwerbsverläufen und einer dadurch generierten Kumulation von Benachteiligungen bzw. Bevorzugungen. Ressourcen zur Nutzung verbesserter makrostruktureller Bedingungen entwickeln sich über den Lebenslauf und sorgen so für eine zunehmende Schließung von Teilhabemöglichkeiten. Dies verschafft denjenigen Nachteile, die bereits zuvor benachteiligt waren und die verbesserten gesamtgesellschaftlichen Teilhabepotenziale so nicht unmittelbar nutzen können. Zum anderen werden Schließungsprozesse durch institutionalisierte Teilhabemechanismen in den Bereichen Bildung, Erwerbsarbeit, soziale Nahbeziehungen, soziale Rechte und Vermögen erzeugt. Diese Mechanismen wirken zusammen und übersetzen das gesellschaftlich zu Verteilende in individuelle Teilhabe. (Aus)Schließungen, die sich in einem gesellschaftlichen Teilbereich ereignen, können so entweder kompensiert oder verstärkt werden.

Die Ad-hoc-Gruppe wird die theoretischen Analysekonzepte sowie die empirischen Ergebnisse des soeb-Verbunds vorstellen.

  • Bartelheimer, Peter: Zur Einführung: Mehr Wohlfahrt – ungleicher verteilt Wo entstehen geschlossene Gesellschaften [PPT] [Abstract]
  • Ganesch, Franziska/Dütsch, Matthias/Struck, Olaf: Betriebliche Beschäftigungssysteme und Arbeitsmarktsegmentierung [PPT] [Abstract]
  • Baas, Meike/Philipps, Veronika: Schließungsprozesse gegenüber Jugendlichen mit geringer Schulbildung: die Rolle von Bildungszertifikaten für Ausbildungs- und Erwerbsverläufe im historischen Vergleich [PPT] [Abstract]
  • Tyrell, Marcel/Zimmermann, David: Öff nungs- und Schließungsprozesse im Finanzmarkt - Veranderungen im Kreditvergabeverhalten [PPT] [Abstract]
  • Ritter, Tobias/Pfeiffer, Sabine: Armutskonsum und Ausgrenzung: Folgen für soziale, kulturelle und materielle Teilhabe [PPT] [Abstract]
  • Hense, Andrea: Subjektive Wahrnehmung von potenzieller Ausgrenzung und ihre sozialstrukturellen Ursachen [PPT] [Abstract]