Das SOFI im Jahr 2018 

 

Entwicklung und Programmatik

Das Jahr 2018 stand für das SOFI ganz im Zeichen des 50-jährigen Institutsjubiläums. Aus diesem Anlass fand vom 24.–25. Mai 2018 die Fachtagung „Polarisierung(en). Zur Zukunft von Arbeit, Unternehmen und Gesellschaft“ mit über 200 Gästen aus Wissenschaft, Politik und Verbänden in Göttingen statt. Durch die Bilanzierung der SOFI-Forschung und dem Aufzeigen neuer Wege präsentierte das Institut seine Entwicklung von 1968 bis in die Gegenwart. Zudem wurden in einer Hommage an den Anfang 2018 verstorbenen SOFI-Präsidenten und Mitbegründer Prof. Dr. Martin Baethge erinnert und dessen Verdienste als Arbeits- und Bildungssoziologe gewürdigt.

50 Jahre SOFI-Forschung und ihre Ergebnisse als Ausgangspunkt und Ressource für gegenwartsbezogene und auf die Zukunft gerichtete sozialwissenschaftliche Arbeit: Unter dieser Leitperspektive standen die drei Panels der Jubiläumstagung, in denen aktuelle und längerfristig relevante Forschungsschwerpunkte des SOFI präsentiert wurden. Mit welchen neuen Fragen sehen sich die SOFI- Forscherinnen und –Forscher durch die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen konfrontiert? Wie sehen sie sich durch diese Entwicklungen zur Neufassung älterer Fragestellungen aufgefordert? Und vor allem: Welche Rolle kann und sollte das SOFI in den sozialwissenschaftlichen Disziplinen, aber auch im Rahmen darüber hinausweisender politischer und gesellschaftlicher Debatten anstre ben? Präsentationen aus den SOFI-Forschungsschwerpunkten, ihre kritische Kommentierung durch externe Kolleginnen und Kollegen sowie Experten aus dem nichtwissenschaftlichen Bereich und Dis- kussionsbeiträge aus dem Plenum haben zur Klärung dieser Fragen beitragen. So lautete der Grund- tenor, dass sich das SOFI nicht ‚neu erfinde müsse‘, um wissenschaftlich und als Akteur gesellschaft- licher Selbstaufklärung auf der Höhe der Zeit zu sein. Vielmehr sei die kritische Reflexion der eigenen Forschungspraxis und deren kontinuierliche Weiterentwicklung gefragt. Aus Sicht des Instituts hat die mit dem 50-jährigen Jubiläum verbundene Fachtagung für die thematische Profilierung und konzeptionelle Weiterentwicklung des SOFI somit wichtige Impulse gegeben.

Zu einer wichtigen programmatischen Entwicklung in 2018 zählt auch die erfolgreiche Bewerbung des SOFI um die Beteiligung am Aufbau eines bundesweiten Instituts für gesellschaftlichen Zusam- menhalt. So wurde das SOFI vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit zehn weiteren Verbundpartnern aus Hochschul– und Forschungseinrichtungen (die Technische Universi- tät Berlin mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung, die Universitäten Bielefeld, Bremen, Frank- furt am Main, Halle-Wittenberg, Hannover mit dem Leibniz Forschungszentrum TRUST, Konstanz und Leipzig, das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung Hamburg, das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena) ausgewählt, das dezentrale Institut aufzubauen. Dieses soll sich mit Veränderungen und Gefährdungen des gesellschaftlichen Zusammenhalts auseinandersetzen und in der Vorphase konzeptionelle Grundlagen legen. Ziel ist es, Vorschläge zu entwickeln, um aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie wachsenden sozialen Spaltungen, zu begegnen. Nach einer anderthalbjährigen Aufbauphase, soll das neue Institut Mitte 2020 seine Arbeit aufnehmen.

Das SOFI wird im Rahmen des geplanten Instituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt unter der Leitlinie „Praxis des Zusammenhalts“ Fragen nach der Zukunft der Arbeit im digitalen Wandel und nach der Verantwortung für öffentliche Güter nachgehen. Denn Teilhabe an Erwerbsarbeit und ein leistungsfähiger Rechts– und Sozialstaat sind wesentliche Faktoren des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland und Europa. Erwerbsarbeit und betriebliche Strukturen beeinflussen zentral Lebenschancen und -führung; zugleich entfalten öffentliche Institutionen materielle, rechtliche und soziale Bindekräfte. Doch diese Bindekräfte stehen unter Spannung. Eine regional verteilte und vergleichende qualitative Paneluntersuchung wird überdies auf methodisch innovative Weise die „soziale Praxis des Zusammenhalts“ in den Blick nehmen und die Arbeits- und Lebenswelten von Haushalten ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken sowie die Infrastrukturen und öffentlichen Güter, die gesellschaftlichen Zusammenhalt ermöglichen.

Blickt man auf die Übersicht zu den in 2018 laufenden und gestarteten Projekten wird auch hier deutlich, dass die Themen „Digitalisierung“ und „öffentliche Güter“ zu den zentralen programmatischen Forschungsthemen des SOFI gehören, die das Forschungsprofil des Instituts prägen.

 

Akzente der Forschungsarbeit

In seinem Verständnis als Ort „öffentlicher Soziologie“ war das SOFI auch in 2018 sowohl in der Fach- öffentlichkeit als auch bei Transferveranstaltungen überaus präsent. Exemplarisch sei hier die intensive Beteiligung der SOFI-Forscherinnen und –Forscher beim 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) zum Thema „Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen“ im September 2018 genannt. Das Institut war hier mit über 18 Vorträgen, Moderationen sowie durch die Organisation von Ad-hoc-Gruppen beteiligt. Darüber hinaus richtete das SOFI beim DGS-Kongress die Sonderveranstaltung „Wie wir arbeiten werden. Was heißt ‚Arbeit‘ und wer ist ‚wir‘? Eine Debatte zum 50-jährigen Jubiläum des SOFI“ aus und lud Kolleginnen und Kollegen anderer Fachdisziplinen zur interdisziplinären Diskussion ein. Ebenso wie die SOFI-Fachtagung anlässlich des Institutsjubiläums im Mai 2018, ist auch diese Sonderveranstaltung in der Institutszeitschrift „Mitteilungen aus dem SOFI“ in der Ausgabe 29 „50 Jahre SOFI“ dokumentiert.

Im Rahmen des Wissenstransfers war das SOFI als Programmpartner auch an der öffentlichkeits- wirksamen Hans-Böckler-Veranstaltung „LABOR.A 2018 – Plattform ‚Arbeit der Zukunft‘“ in Berlin mit mehreren Beiträgen in Sessions und auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vertreten. Als Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften, Verbänden sowie Wirtschafts- und Medienvertreterinnen und -vertretern konnte sich das SOFI als Forschungsinstitution mit profunden Einschätzungen zur „Arbeit der Zukunft“ präsentieren und war – wie öffentlich zugängliche Videopräsentationen der Hans-Böckler-Stiftung zeigen (https://www.boeckler.de/veranstaltung_ 114419.htm#) – ein wichtiger Ansprechpartner der Veranstaltung.