Projektinhalt

Die Untersuchung zielt darauf ab, einen empirisch fundierten Beitrag zu der Debatte zu liefern, ob und ggf. unter welchen Bedingungen die Institutionen der Mitbestimmung Innovation hemmen oder fördern. Die zentrale Untersuchungshypothese lautet, dass für betriebliche Innovationen eine Reihe von Problemkonstellationen charakteristisch ist, die von der vorherrschenden Innovationsdebatte unterbelichtet werden. Hierbei handelt es sich um Probleme, die sich insbesondere aus der zunehmend projektförmigen Organisation betrieblichen Innovationshandelns, aus steigenden Anforderungen an den unternehmensinternen Wissenstransfer und den dafür notwendigen Kommunikationsstrukturen sowie aus der Frage der optimalen Nutzung, Erhaltung und Erweiterung von Innovationskompetenzen ergeben. Die erfolgreiche Organisation von Innovationsprozessen ist damit auf spezifische Ressourcen sowie auf betriebliche Rahmenbedingungen angewiesen, die die adäquate Nutzung dieser Ressourcen (zum Beispiel individuelle wie organisationale Wissensbestände, funktionierende Kooperationsstrukturen) unterstützen und fördern. Um dies zu gewährleisten, ergeben sich für die Betriebe spezifische Regulierungsbedarfe, die im vorherrschenden Innovationsdiskurs weitgehend ausgeblendet werden und für die charakteristisch ist, dass sie die Möglichkeiten der Selbstregulation übersteigen. Dies heißt nicht, dass die Möglichkeit zur Selbstregulation, zumal im Bereich hoch qualifizierter Beschäftigter, für den Erfolg von Innovationen unwichtig wäre. Um betriebliche Innovationsressourcen zu sichern und zu fördern, bedarf es für die Beteiligten jedoch auch gesicherter und möglichst verbindlicher Spielregeln für Innovationsprozesse. Diese Spielregeln, etwa für den Umgang mit überdurchschnittlichen Arbeitszeiten, für die Institutionalisierung eines funktions- und bereichsübergreifenden Wissenstransfers oder für den Umgang mit den Unwägbarkeiten von Innovationsprojekten, stellen jeweils mögliche Gegenstände und Ansatzpunkte für Mitbestimmung dar.

Vor diesem Hintergrund verfolgt die Untersuchung eine dreifache Zielsetzung: Erstens geht es darum, die für die erfolgreiche Organisation von Innovationsprozessen typischen Regulierungsbedarfe zu ermitteln. Zweitens sollen die Interessenorientierungen der mit Innovationsarbeit Beschäftigten (insbesondere hoch qualifizierter Arbeitnehmer) in Bezug auf diese Regulierungsbedarfe erfasst werden. Drittens soll das Projekt anhand von „good practices“ zeigen, ob und ggf. wie Mitbestimmung in der Lage ist, die Spielregeln für Innovationshandeln mitzugestalten.

Das Projekt will diesen Fragen mit Hilfe von kontrastierenden Fallstudien in unterschiedlichen Feldern von Industrie und Dienstleistungen nachgehen. Die Fallstudien sollen sowohl unterschiedliche Innovationskonstellationen (Konstellationen mit „hohen“ und mit „begrenzten“ Ungewissheiten des Innovationshandelns) abbilden als auch die Einbettung von betrieblichen Innovationsprozessen in unterschiedliche (zum Beispiel in „starke“ oder „schwache“) Mitbestimmungskulturen berücksichtigen.